Samstag, Juli 16, 2005

Ein Sonnenstrahl und ein Mineralwasserglas ...

..., das eine etwas unbeholfene, untersetzte, nichtsdestotrotz - und völlig unangebracht - arrogante Bedienung mit zu großer Brille und einem ihre Bluse zierenden Gulaschfleck auf den E-Mail Kaffeehaustisch geknallt hat, haben mich gestern, vor dem berühmt-berüchtigten Café Griensteidl (dessen Geschichte als Literatencafé wohl wirklich Geschichte ist) in ihren Bann gezogen und auch für längere Zeit gehalten, während Fiaker in gebrochenem Englisch ihren spendierfreudigen Passagieren, locker nach hinten lehnend und sich nicht darum kümmernd, welchen Weg ihre Rösser einschlügen, in die Sehenswürdigkeiten des Michaelerplatz einweihten. Ich frage mich (Tempuswechsel beabsichtigt, Anm.), nachdem ich einen Vertreter der Spezies Fiaker näher aus der Ferne begutachtet habe, ob der Ohrring am linken Ohr eine Art Fiaker-Erkennungszeichen sei, das einen bestimmen Rang angibt, verwerfe den Gedanken jedoch, widme mich meinem Soda-Zitron, das ich mittlerweile schon zur Hälfte geleert habe. Wieder das Mineralwasserglas, wieder das Plätschern des gut 10 Meter entfernten Brunnens, wieder der Sonnenstrahl und der Kaffeegeruch, das Geklapper der Mehlspeisgabel, die, obwohl der Arzt es doch so eindringlich verbat, ein Stück Sachertorte dem 80jährigen Mund eines Cholesterinkranken (ein Hofrat?) näherbringt; die Vereinigung all dessen, die einen unvergeßlichen Augenblick bewirkt, einen Augenblick, den im nachhinein zu beschreiben unmöglich und vielleicht auch Sinnesfrevel sein wird. Ich zahle, ohne Trinkgeld zu geben, beseelt vom Augenblick.