Montag, Dezember 12, 2005

[...] Und in dieser zitternden Minute knisterte der Monatszeiger meiner Uhr.

Nichts könnte, ohne mich in unoriginellem Philosophieren über das Wesen der Zeit ergehen zu wollen, meinen gegenwärtigen Gemütszustand besser als obig angeführtes Zitat Jean Pauls beschreiben: Die Zeiger einer Bahnhofsuhr, sie rasen, uneinholbar, unetwegt im Kreise und Züge, sie durchzischen, einholbar im ruhig-gemächlichen Abfahren, den Bahnhof. Die Züge peitschen dem Wartenden ihren eisigen Fahrtwind entgegen, der Zeiger Fahrtwind aber erschlägt den ihr Ausgelieferten, indem er dahinkriecht.
Es wird dir bewußt, wenn dein windumtänzeltes Gesicht auf einem abendlichen, kaum frequentierten, Perron wartet, durch dessen Verstrebungen, Mahnmale einer längst entschwundenen Zeit, da auf kunstvolle Ausgestaltung derselben man sein Augenmerk richtete, der zaghaft aufgehende Mond seine Strahlen bricht. Verspätung, und im Bewußtsein, beim Ende dieser Zigarette (fünf Minuten benötigt man in der Regel, bis ihr kondensatdurchzogener Stummel zu Boden fällt) aus deinem Dasein als Wartender entlassen zu sein durch das Öffnen einer Zugtüre und des Perrons Betreten durch einen erwarteten Menschen. Deine Gedanken streifen, indes der Rauch, welcher das Innerste deines Körpers für kurze Zeit durchstriff, sich mit dem Frost der Luft vereinigt, Raum und Zeit, sie versuchen es. Da, einen Lidschlag, wähnst du dich eingeweiht in Raum und Zeit, und die Frontlampen des einfahrenden Zuges durchwirken das nächtliche Dunkel.