Sonntag, September 18, 2005

Ein "Fels in der Brandung"

Allzu gern verwendet man das Bild eines Felsen in der Brandung, um damit auszudrücken, daß es sich beim Angesprochenen um eine verläßliche Person, gleich wie sehr die Brandung sich rege, handle. Dieses Bild muß zertrümmert werden: Statisch ragt dieser Fels aus dem wogenden Meer des ewigen Hin- und Her des Lebens, das an ihm vorbeizieht. Dieses Bild mag - von einem gewissen Standpunkt aus betrachtet - verständlich scheinen. "Ich brauche eine Anlaufstelle, eine starke Schulter, einen Bezugspunkt, jemanden, mit dem ich durch dick und dick gehen kann." Das Problem und die Unmöglichkeit, die sich meinem Standpunkt auftun - Felsen sind unbeweglich und damit genau das, was eine zwischenmenschliche Beziehung, gleich welcher Art, nicht ausmacht. Eine zwischenmenschliche Beziehung sollte sich auszeichnen durch gemeinsamen Willen zur Veränderung, zu neuer Erfahrung, zum gemeinsamen Eintauchen in den Heraklit'schen Strom des "panta rhei". Daher lautet mein Bild, das ich an die Stelle des statischen Felsen hänge: "Du bist eine Welle im Strom".

1 Comments:

Blogger Flaubert said...

Wenn "Fels in der Brandung" für eine prinzipientreue, wertegebundene Lebenseinstellung steht, die es verbietet, gewählte, richtige Grundsätze einem kurzfristigen Vorteil oder einer Laune zu opfern, sehe ich keinen Grund, diese Allegorie zu dekonstruieren. So zumindest deute ich diese Redensart.

6:32 PM  

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