Das Kindchenschema - einmal anders

Gerade sah ich im Fernsehen die Wiederholung einer Folge der Serie "Der Bulle von Tölz". Da tat sich mir die Erkenntnis auf, warum der schwer fettleibige Bayerncolumbo sich nach wie vor so großer (meines Erachtens zu großer) Beliebtheit erfreue: Seine rund 150kg, sein etwas watschelnder Gang, seine verschwommenen Gesichtszüge, sein zuweilen etwas dümmlicher Blick - all das sei nichts anderes als eine Analogie zum Kindchenschema, das beim Zuseher Mitleid erwecke.
1 Comments:
Natürlich, aber da schwingt wohl schon noch mehr mit; das bayrische Ambiente, seine kongeniale Partnerin Sabrina, dieser Prälat, die Resi "Mamma" Berghammer etc. Im Grunde liegt die Popularität solcher Produktionen darin, dass der Hauptdarsteller der Anti-Held ist; er ist nicht besonders attraktiv, nicht gerade dünn, sein Erfolg bei Frauen hält sich in Grenzen, er steht unter der Fuchtel seiner Mutter, bei der er auch wohnt. Die meisten Menschen wollen keinen Helden (im Sinne von Ayn Rands Romanen) sehen, der in seinem Leben bestimmte Werte verfolgt und für deren Erreichen mit Glück belohnt wird. Sie möchten durch Gestalten wie Benno Berghammer die Absolution erhalten, dass ihre eigenen Unzulänglichkeiten im Lichte dessen gar nicht so besorgniserregend ausfallen. Sie möchten nicht dazu animiert werden, das eigene Leben und ihre Wertvorstellungen zu überdenken. Deswegen heißen die populärsten TV-Kommissare Monk, Columbo und Berghammer. Was nicht mehr ausgestrahlt wird: Sendungen wie Batman oder Knight Rider, die nicht aufgrund ihres wahnsinnig intellektuellen Anspruchs sehenswert sind, sondern weil die Protagonisten aus Überzeugung gegen das Böse und für das Gute kämpfen. Das ist bei den Obengenannten so nicht mehr der Fall. In fast jeder Sendung vermittelt Columbo seine unterschwellige Sympathie für den Mörder. Monk jagt Verbrecher aus Spaß an der Freud', dem Berghammer tut es auch fast jedes Mal leid, wenn er jemanden festnehmen muss.
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