Samstag, Jänner 07, 2006

Abschied.

Soweit ist es gekommen: Ab Montag, 0 Uhr bin ich, wie der Einberufungsbefehl unheildrohend mir entgegengeifert, "Soldat". Damit verbunden in diesen Tagen sind Abschiede. Abschiede von Personen, Freunden, der Seele Nahestehenden, deren Bedeutung nun umso stärker zu Tage tritt. Gestern der Abschied von dem Fels, einem Fixpunkt, einem Obdach in inneren und äußeren Brandungen -- von meiner, und es ist das erste Mal, daß ich diesen Ausdruck in diesem Blog verwende, Liebe. Ein letztes Streifen der Blicke, die noch bloß eine Waggon-Scheibe, nach wenigen Stunden aber Hunderte Kilometer trennen werden (der Zustand des Nahe-Seins im Entfernt-Sein, er wird mir das Fels-Obdach bieten). Kurz nach Mitternacht Abschied von einem sehr guten Freund, dessen beredte Stille aus dem letzten Augenstreifen während eines Händedrucks spricht. Für ein halbes Jahr versinkt er in dem Schlund eines U-Bahn-Schachts. Von einem Seelenverwandten sich zu trennen galt es heute: Zigarette um Zigarette raucht man sich dem Unvermeidlichen entgegen, Wort um Wort meidet man das Unvermeidliche, und doch läuft die Zeit unbeeindruckt vorüber. Man hebt, äußerlich unbeeindruckt, die Hand, indes ein kaum gesprochenes Abschiedswort, als würde man einander am nächsten Tage wiedersehen, den inneren Zustand beschreibt, zum für längere Zeit letzten Abschiedsgruß. Ich fliehe in mich.
Abschiede also. -- Die Musik, dringt sie nicht schneller an mein Ohr? -- Hoffnung schöpfe ich aus dem Futurum Exactum: "Ich werde es hinter mich gebracht haben. Ich werde heimwärts gefahren sein.".

In diesem Sinne den treuen Lesern dieses Blogs (man kann sie wohl an einer Hand abzählen) ein "auf bald".