Samstag, Juli 29, 2006

In nova fert animus ... ?

Es zieht mich in die Ferne, es treibt mich in mich hinein. Die schwelende, schweißende und schwülende Stadt, das Zusammengepfercht-Sein, die Raumlosigkeit, vertreiben mich. Die mir entgegentorkelnden, entgegentrottenden Ruinexistenzen, in ihren schmatzenden Sandalen und Hausschuhen, mit ihren langgezogenen Zungen, überrollen, mir die Fernsicht verstellend, mich. Die Einsamkeit suchend, halte ich es mit mir selbst nicht aus. Den weiten Raum suchend, verharre ich auf dem Lese-Sessel. Ich trete den Schatten, und er weicht, auch unter Schlägen und wutblinderen Tritten, nicht. Die Zeit sitzt auf meinem Schoß, jedoch ich zeitige nichts. Zeitalter des Verzeitigens, Aera der Schattenboxer, Du raumlose Weite.

Donnerstag, Juli 20, 2006

Karthago und Notebook.

Einmal mehr ein EDV-Problem, das mir - es handle sich um ein Problem mit einer "Lizenzierung" - regelmäßigen Internetzugang verwehrt. Ich füge mich darein, sehe sogar das Positivum, daß mir so mehr Zeit zum Lesen bliebe (in der Tat, Virginia Woolfs "Orlando" für meine Verhältnisse und dafür, daß es ein englischer Text war, schnell gelesen; A. Heuß' "Römische Geschichte" auch in relativ schnellem Tempo gelesen und schon bei den Ostkriegen des 2. vorchristlichen Jahrhunderts, und auch bei der Zerstörung Karthagos). Ganz abgesehen, daß ich mir Cato maior mit seinem kategorischen "ceterum censeo ...", das er, so die Überlieferung, an jede seiner Wortmeldungen, gleich zu welchem Thema, anschloß, ziemlich lästig und lächerlich vorstelle (nach dem Motto:" [...] deshalb bin ich dafür, daß öffentliche Toiletten zweimal wöchentlich gereinigt werden ... ähm, und bevor ich's vergesse: Karthago sollten wir auch 'mal zerstören! [daß die Übersetzung so nicht ganz stimmt, weiß ich]). Immerhin eine interessante Parallele zur Gegenwart: Einerseits panische Angst, die fast schon in's Lächerliche mündet, vor etwas, das ohnehin schon zu Boden liegt oder sich langsam wieder sammelt, andererseits (im Falle Karthagos: Vertrags-)Bestimmungen, die den Gegner knebeln und ohnehin schon völlig dem Gegenüber und seiner Willkür ausliefern. Daß die Römer zur endlichen Zerstörung der nordafrikanischen Handelsstadt die og. iusta causa abwarteten, ist Détail am Rande.

Freitag, Juli 07, 2006

Abrüsten.

Heute war es also so weit: Den ausstehenden Sold für diesen Monat erhalten, Verluste (3 "Zeltpflöcke", 1 "Feldeßbesteck") eingezahlt, Händedruck, Wehrdienstmedaille in Bronze (das Lachen über die Inschrift "Stets bereit für die Republik Österreich" gerade mir gerade noch verbissen), Händedruck, Entlassungsbescheinigung. Das erwartete Euphoriegefühl ist ausgeblieben, eingestellt hat sich viel mehr ein Gemütszustand, ähnlich dem nach Absolvieren der Matura: Schlußstrich-Ziehen, Sich-Nicht-Umdrehen, Weiter-Gehen/Stehen.

Sonntag, Juli 02, 2006

Resumé.

Das Oliv-Feldgrün wird mich morgen zum letzten Mal zieren und mich in seinen martialischen Mantel hüllen. Es ist also an der Zeit (erst beim Schreiben dieser Standardphrase beginnt sich mir deren Bedeutung schwammig zu erschließen), eine Art Schlußstrich zu ziehen, einen Schlußstrich unter dieses halbe Jahr, ereignisreich und zugleich himmelschreiend ereignislos, sich Rechenschaft abzulegen darüber, was man unterlassen und was man getan:

Ich ließ nicht alles an mir unbemerkt vorbeiziehen.
Ich ließ zuvieles an mir unbemerkt vorbeiziehen.
Ich verschloß die Augen.
Ich öffnete die Augen.
Ich verschloß oder öffnete die Augen zu oft im falschen Moment ("Moment" zu deuten in seiner urspünglichen Wortbedeutung).
Ich wurde eins mit einem Bild, und ent-zweite mich damit mit der Welt.`
Ich zählte die Tage, und unsere Zeit, ungezählt neigte sich dem Ende zu.
Ich ließ mich treiben.
Ich ließ mich vertreiben.
Ich kämpfte auf verlorenem Posten.
Ich werde weitergegangen sein.