Sonntag, Dezember 18, 2005

Das Bundesheer ...

... und damit der Zwansdienst rückt unweigerlich und ohne Erbarmen näher. Mein Hoffnungsschimmer: Mit jedem Tag nähere ich mich dem Tag, da der Zwangsdienst sein Ende finden wird. Umso größer wird, zumal es sich auch um die letzten Tage meines gepflegten Gammler-Daseins handelt, das Verlangen, mir über jeden Tag bis dahin Rechenschaft abzulegen, was ansatzweise hiermit versucht sei (der pt. Leser hat, ich weise explizit darauf hin, auch fürderhin kein Seelenstrip-Blog [ist "Blog" denn nun ein Masculinum oder Neutrum?] zu befürchten):

In der Frühe, nachdem meine Mutter mich bereits um 9 (!) Uhr morgens zum Geburtstagsfrühstück, das ja sinnigerweise immer am Sonntag vor dem eigentlichen Geburtstag, es sei denn, daß Sonntag und Geburtstag zusammenfallen, celebriert wird, zu erscheinen aufforderte, nahm ich selbiges, da ich nach einer Stunde mich aus der Bettstatt erhob, alleine ein, wobei ich wie meist das sonntägliche Kreuzworträtsel zu lösen versuchte (wie zu erwarten, fehlten zur vollständigen Lösung etwa fünf Begriffe). Morgentoilette, Schreiben, Mittagessen: Das Mittagessen undefinierbares "Saftfleisch" mit Knödeln. Klar, daß man an meinem Festtag nicht mein Lieblingsgericht auftischt! Im allgemeinen ist mein Wiegenfest mir nicht mehr allzu wichtig -- wenn man sich jedoch entschließt, mich mit Freundlichkeit zu überschütten, bis ich daran ertrinke, dann wenigstens richtig. Auf dem Weg zu meinem Vater sah ich einige interessante Wesen, und eine Sonne, die sich bereits im Sinken befand. Anschließend mit meinem Onkel im Schönbrunner Schloßgarten, besonders reizvoll die letzten Sonnenstrahlen, die durch die Säulen der Gloriette blitzten. In einem Kaffeehaus war es anschließend etwas unangenehm, direkt am Ausgang zu sitzen, zumal ja der in Wien obligate Wind dieser Tage sich durch besonders eisige Kälte auszeichnet; dennoch entschädigte der Pfefferminztee sowie (ein etwas klein bemessenes) Stück Mohntorte für manches. Das darauffolgende Abendessen ward bei Vater eingenommen und bestand in Frankfurtern, die mehr mundeten als das sogenannte Saftfleisch, das wohl nicht mehr als ein schlechter Wortwitz gewesen war.
Die darauffolgende Heimfahrt verlief, von einer Frau slawischen Blutes, die bei etwas kühlen Temperaturen Hausschuhe trug, abgesehen, ereignislos. Gekrönt ward der Tag durch ein Telephonat, das Nahsein Fernsein; beendet unter Entombed- und Marilyn-Manson-Klängen.

Montag, Dezember 12, 2005

[...] Und in dieser zitternden Minute knisterte der Monatszeiger meiner Uhr.

Nichts könnte, ohne mich in unoriginellem Philosophieren über das Wesen der Zeit ergehen zu wollen, meinen gegenwärtigen Gemütszustand besser als obig angeführtes Zitat Jean Pauls beschreiben: Die Zeiger einer Bahnhofsuhr, sie rasen, uneinholbar, unetwegt im Kreise und Züge, sie durchzischen, einholbar im ruhig-gemächlichen Abfahren, den Bahnhof. Die Züge peitschen dem Wartenden ihren eisigen Fahrtwind entgegen, der Zeiger Fahrtwind aber erschlägt den ihr Ausgelieferten, indem er dahinkriecht.
Es wird dir bewußt, wenn dein windumtänzeltes Gesicht auf einem abendlichen, kaum frequentierten, Perron wartet, durch dessen Verstrebungen, Mahnmale einer längst entschwundenen Zeit, da auf kunstvolle Ausgestaltung derselben man sein Augenmerk richtete, der zaghaft aufgehende Mond seine Strahlen bricht. Verspätung, und im Bewußtsein, beim Ende dieser Zigarette (fünf Minuten benötigt man in der Regel, bis ihr kondensatdurchzogener Stummel zu Boden fällt) aus deinem Dasein als Wartender entlassen zu sein durch das Öffnen einer Zugtüre und des Perrons Betreten durch einen erwarteten Menschen. Deine Gedanken streifen, indes der Rauch, welcher das Innerste deines Körpers für kurze Zeit durchstriff, sich mit dem Frost der Luft vereinigt, Raum und Zeit, sie versuchen es. Da, einen Lidschlag, wähnst du dich eingeweiht in Raum und Zeit, und die Frontlampen des einfahrenden Zuges durchwirken das nächtliche Dunkel.