Freitag, September 29, 2006

Bischof und Bürgermeister.

Der betrunkene Tscheche, einem, möchte man meinen, jener geigegenschmalztriefend-walzerhopsenden Filme der 50er-Jahre entsprungen, in der Straßenbahn skandierend: "Der Bürgermeister braucht nämlich den Bischof!". Sprach's, lachte, wiederholte, variierte, verließ mit einem "Küß' die Hand" die Straßenbahn gen Burgtheater.

Donnerstag, September 21, 2006

Maria foricae.

Sooft ich zu meinem Vater fahre, strahlt mir, dem auf der Rolltreppe Himmelfahrenden, die Gottestmutter, gnädig inmitten einiger kunststoffnen Blumen, aus der öffentlichen Damentoilette auf ihrem Wachstuch entgegen. Die "Wartefrau" müsse, denke ich, in ihrem Nietzscheanischen Ressentiment Trost finden. Im Himmelreich, wünsche ich ihr diabolisch, -- das Himmelreich wird Dir, Sklavin, paupera spiritu, sein, und die, welche Dich mitleidslos in Deiner Marien-Hühle belächelten, denen der Weg gen Himmel leuchtete, so alltäglich, auf die also wirst Du dereinst, gnädig wie die Unbefleckte, herablächeln, dieweil jene ewige Qual leiden werden. Dein wird, Du Treue, Redliche, in's donnernde Erdreich - was sind Dir die Tage in der Erden Jammerthal, Dir, der ewiges Leben leuchtet - Verbannte, der jüngste Tag sein, magst den Sonnenaufgang, den, verzeih!, Helios, anschirrend sein Roß, brachte, Du auch noch nie geschaut haben, Du Erdverbannte, der Gott und die - wir bitten Dich, erhöre uns - Himmelmutter sich erbarmen werden.

Diogenes.

Den Diogenes sah ich samstags, auf einer Bank vor einer U-Bahn-Station, im Schmucke seines Haupthaares. Diogenes lebe weiter, nur die Zeit der Holzfässer sei vorüber.

Samstag, September 16, 2006

Heute.

Heute im spätabendlichen U-Bahn-Zug wieder der, jener, Mann slawischen Blutes, in seiner Uniform einer Reinigungs-Firma, diesmal wohl ein Lied aus seiner Heimat in eigentümlichem Tremolo, wehmütig, bezecht wahrscheinlich, singend. Erleuchtete Fenster rasten an mir vorbei, jedoch der Moment verharrte. Ich würde, dachte ich, den Balkan irgendwann einmal aufsuchen.